Fynn Kliemann zeigt, wie man aus einem Shitstorm wieder aufsteht
Uschi Bornemann
11. Apr. 2025
Lesezeit: 4 Min
11. Apr. 2025
/
Lesezeit: 4 Min
Tristar Media/Getty Images Entertainment via Getty Images
Inhaltsverzeichnis:
Fynn Kliemann zeigt, wie man aus einem Shitstorm wieder aufsteht
Uschi Bornemann
11. Apr. 2025
Lesezeit: 4 Min
11. Apr. 2025
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Tristar Media/Getty Images Entertainment via Getty Images
Fynn Kliemann ist zurück – und zeigt, wie man nach einem öffentlichen Absturz den Weg zurückfindet. Nach einem heftigen Shitstorm, der seine Karriere zwischenzeitlich auf Eis legte, meldet sich der kreative Unternehmer mit neuen Projekten, klarer Haltung und verändertem Blick auf sich selbst zurück. Kliemann bleibt unbequem, aber auch selbstreflektiert – und das macht ihn in der deutschen Kreativszene weiterhin relevant.
Der Fall Fynn Kliemann: Ein öffentliches Beben
Im Frühjahr 2022 geriet Fynn Kliemann massiv in die Kritik. Der Vorwurf: undurchsichtige Geschäftspraktiken beim Verkauf von Corona-Masken. Medienberichte legten offen, dass Kliemanns Darstellung der Produktion nicht mit der Realität übereinstimmte.
Der Schaden war enorm – nicht nur finanziell, sondern vor allem in Bezug auf sein Image. Vom gefeierten „Heimwerker-King“ und „Internet-Tausendsassa“ wurde Kliemann über Nacht zur Zielscheibe der Empörungskultur.
Rückzug, Stille und Neuorientierung
Nach dem Skandal zog sich Kliemann weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Konzerte wurden abgesagt, Kooperationen auf Eis gelegt, Social-Media-Kanäle verstummten. Es folgte eine Phase der Stille – aber auch der Neuorientierung. In Interviews sprach er später von Kontrollverlust, Überforderung und der Schwierigkeit, allen Erwartungen gerecht zu werden.
Kliemann gab zu, Fehler gemacht zu haben. Aber er verweigerte sich gleichzeitig einer klassischen Reue-Inszenierung. Das polarisierte – und zeigte, wie kompliziert öffentlicher Umgang mit Scheitern geworden ist.
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Comeback mit Haltung
Seit Anfang 2024 meldet sich Fynn Kliemann wieder öffentlich zu Wort – vorsichtiger, aber nicht leiser. Er veröffentlichte neue Musik, überarbeitete seine Plattformen und zeigt sich in Podcasts und Interviews mit einem veränderten Ton. Die provokante Ironie ist geblieben, aber sie wirkt nun nachdenklicher.
Auf seinem YouTube-Kanal spricht er offen über Druck, Selbstüberschätzung und die Frage, wem man in der Öffentlichkeit eigentlich etwas schuldet. Diese Offenheit kommt an – vor allem bei einem Publikum, das bereit ist, Ambivalenz zuzulassen.
Musik als Ventil
Ein zentraler Bestandteil seines Comebacks ist neue Musik. Kliemann hat mehrere Songs veröffentlicht, die sich mit Fehlern, Druck und Selbstbild beschäftigen. Anders als früher sind die Texte weniger verspielt, dafür klarer und direkter.
Seine Tracks handeln vom Auseinanderfallen – und davon, sich wieder zusammenzusetzen. Die Musik wirkt wie ein Tagebuch, das den Prozess seiner Aufarbeitung begleitet. Live-Auftritte sind zunächst kleiner, intimer – und genau das scheint gewollt.
Neue Projekte mit Fokus auf Authentizität
Auch unternehmerisch ist Kliemann wieder aktiv – aber vorsichtiger als früher. Statt breit angelegter Kampagnen konzentriert er sich auf kleinere, kontrollierbare Projekte. Die Plattform Kliemannsland wird weitergeführt, aber mit klarerem Profil und stärkerer Trennung zwischen Kreativarbeit und Vermarktung. In Interviews betont er, dass er gelernt habe, Verantwortung besser zu delegieren und Transparenz ernster zu nehmen. Seine Fans reagieren darauf mit vorsichtiger Unterstützung – viele hatten ihn nie ganz aufgegeben.
Der Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung
Die Geschichte von Fynn Kliemann steht exemplarisch für einen neuen Umgang mit Fehlverhalten im digitalen Raum. Wo früher ein Skandal das Ende bedeutete, zeigt sein Fall: Es gibt Wege zurück – aber sie sind steinig.
Wichtig sind Offenheit, Geduld und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Kliemann nutzt seine Plattformen heute bewusster, positioniert sich weniger als moralischer Weltverbesserer und mehr als jemand, der ausprobiert, scheitert und daraus lernt. Das erzeugt neue Glaubwürdigkeit, auch wenn nicht alle überzeugt sind.
Warum Kliemanns Rückkehr funktioniert
Fynn Kliemanns Rückkehr funktioniert nicht, weil er sich entschuldigt hat – sondern weil er sich verändert zeigt. Sein Talent für ungewöhnliche Ideen, seine kreative Energie und seine Fähigkeit zur Selbstironie machen ihn weiterhin zu einer spannenden Figur.
Was ihn unterscheidet: Er erhebt nicht mehr den Anspruch, perfekt zu sein. Stattdessen zeigt er, dass Scheitern Teil von Entwicklung ist – öffentlich, ungeschönt und immer wieder neu verhandelbar. Das ist unbequem, aber auch ehrlich.