Gerald Matzka/Getty Images Entertainment via Getty Images
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Hazel Brugger macht Comedy politisch
Uschi Bornemann
10. Apr. 2025
Lesezeit: 4 Min
10. Apr. 2025
/
Lesezeit: 4 Min
Gerald Matzka/Getty Images Entertainment via Getty Images
Hazel Brugger macht Comedy politisch und trifft mit klarem Blick und spitzer Zunge den Nerv der Zeit. Die gebürtige Amerikanerin mit Schweizer Wurzeln zählt längst zu den prägendsten Stimmen der deutschsprachigen Kabarettszene. Ihr Stil ist direkt, analytisch und unangepasst – und gerade deshalb so erfolgreich. Ob auf Tour, im Fernsehen oder online: Brugger liefert politische Pointen, ohne belehrend zu wirken. Ihr Humor ist unbequem, aber nie zynisch – und genau das ist ihre große Stärke.
Hazel Brugger trifft den Ton einer Generation
Seit ihrem Durchbruch in der deutschen Kabarettszene gehört Hazel Brugger zu den ungewöhnlichsten Stimmen im Comedy-Kosmos. Sie begann ihre Karriere mit Poetry Slams, gewann früh Preise wie den Swiss Comedy Award und den Salzburger Stier und entwickelte ihren ganz eigenen Stil: ruhig, lakonisch, messerscharf. Ihr Humor bewegt sich an der Schnittstelle zwischen persönlicher Beobachtung und politischer Analyse.
Dabei gelingt es ihr, ein junges Publikum genauso zu erreichen wie erfahrene Kabarett-Fans.
Politische Inhalte ohne moralischen Zeigefinger
Hazel Brugger spricht über Themen wie Rassismus, soziale Ungleichheit, Klimakrise oder Verschwörungstheorien – ohne mit erhobenem Finger auf der Bühne zu stehen. Sie beobachtet, pointiert und entlarvt – meist mit einem trockenen Lächeln.
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In einem ihrer Programme fragt sie: „Warum soll ich Kinder kriegen, wenn ich in einer Welt lebe, in der TikTok länger überlebt als die Gletscher?“ Ihre Texte spiegeln politische Wirklichkeit, aber nicht im Stil der klassischen Kabarettschule – vielmehr mit einem Hauch Absurdität, der zum Nachdenken zwingt.
Erfolg auf Tour, im TV und online
Aktuell ist Hazel Brugger mit ihrem dritten Bühnenprogramm „Kennen Sie diese Frau?“ auf Tournee. Die Shows sind ausverkauft, das Publikum ist bunt gemischt und reagiert begeistert. Besonders auffällig: Ihre Live-Auftritte ziehen nicht nur Kabarett-Stammgäste an, sondern auch viele jüngere Zuschauer, die sonst eher Netflix als ZDF schauen.
In Städten wie Berlin, Zürich und Hamburg spielt sie in Theatern mit über tausend Plätzen. Allein in diesem Frühjahr absolvierte sie mehr als vierzig Auftritte.
Hazel Brugger bei ZDF Magazin Royale
Ein weiteres Standbein ist ihre Mitarbeit beim ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann. Dort tritt sie regelmäßig als Reporterin in satirischen Außeneinsätzen auf. Ihre Beiträge behandeln Themen wie Wohnraummangel, Jugendpolitik oder den Gesundheitszustand der Pflege. Dabei nutzt sie investigative Elemente und kombiniert sie mit ihrer typischen Bruggerschen Distanz. Die Videos erzielen auf YouTube Millionen Klicks und tragen maßgeblich zur politischen Meinungsbildung junger Menschen bei.
Mit ihrer eigenen YouTube-Reihe „Deutschland was geht?“ zeigt Hazel Brugger eine neue Seite: neugierig, nahbar und doch analytisch. In jeder Folge trifft sie Menschen mit ungewöhnlichen Jobs oder Lebensentwürfen – vom Tatortreiniger bis zur Wildschweinjägerin. Die Gespräche verlaufen oft schräg, aber immer respektvoll. Der Erfolg spricht für sich: Über dreihunderttausend Abonnenten und Millionen Aufrufe. Die Serie wird mittlerweile auch auf ZDFneo ausgestrahlt.
Privatleben bleibt Nebensache
Trotz ihrer Bekanntheit bleibt Hazel Brugger privat zurückhaltend. Bekannt ist, dass sie mit dem Satiriker Thomas Spitzer verheiratet ist und gemeinsam mit ihm auch beruflich zusammenarbeitet. Beide wohnen mit ihrer kleinen Tochter in Köln. Während viele Kolleginnen ihre Familien öffentlich präsentieren, hält Brugger ihre privaten Themen konsequent aus der Öffentlichkeit heraus. Ihre Bühne ist das politische Zeitgeschehen – nicht das Wohnzimmer.
Warum Hazel Brugger erfolgreich ist
Der Erfolg von Hazel Brugger lässt sich nicht auf ein einzelnes Merkmal reduzieren. Es ist die Mischung aus Intelligenz, Haltung, Timing und Authentizität. Sie verzichtet bewusst auf Klischees und gibt dem politischen Kabarett eine neue, junge Stimme. Ihr Stil ist ruhig, aber wirkungsvoll. Ihre Themen sind ernst, aber nie schwer. Sie schafft es, gesellschaftliche Missstände humorvoll auf den Punkt zu bringen – ohne sich über Menschen lustig zu machen, sondern über Systeme.