Jonas Kaufmann: Der Tenor und seine unvergleichliche Opernkarriere
Uschi Bornemann
28. Nov 2024
Lesezeit: 4 Min
28. Nov 2024
/
Lesezeit: 4 Min
Inhaltsverzeichnis:
Jonas Kaufmann: Der Tenor und seine unvergleichliche Opernkarriere
Uschi Bornemann
28. Nov 2024
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Jonas Kaufmann gilt als einer der herausragendsten Tenöre unserer Zeit. Mit seiner wandelbaren Stimme, seinem natürlichen Charisma und seiner Bescheidenheit hat er sich einen Platz unter den Operngiganten gesichert. Auch die Herzen seines Publikums hat der Charmeurweltweit erobert.
Der Mensch hinter der Stimme
Kaufmann wird oft als „Latin Lover der Oper“ oder „Startenor“ bezeichnet, doch diese Zuschreibungen scheinen ihm nicht zu passen. Abseits der Bühne zeigt er sich bodenständig, sportlich-lässig und frei von Starallüren. „Ich möchte der nächste Kaufmann sein“, antwortete er einmal schlicht auf die Frage, welchem Vorbild er nacheifere. Dieser unprätentiöse Ansatz prägt seine Persönlichkeit und auch seinen Werdegang.
Kaum vorstellbar, dass der Weltstar erst mit 36 Jahren seinen Durchbruch feierte. 2006 betrat er mit einem gefeierten Debüt an der Metropolitan Opera in New York endgültig die große internationale Bühne. Seitdem kennt seine Karriere nur eine Richtung: steil nach oben.
Die Stimme, die die Welt bewegt
Was Jonas Kaufmann von anderen Tenören unterscheidet, ist sein einzigartiges Timbre. Seine Stimme, oft als baritonal beschrieben, verleiht selbst den höchsten Tönen eine samtige Wärme und Tiefe. Diese außergewöhnliche Klangfarbe erlaubt ihm eine enorme Bandbreite an Rollen, vom leidenschaftlichen Don José in „Carmen“ bis hin zu den dramatischen Heldenpartien in Wagners „Tristan und Isolde“.
„Es geht nicht nur darum, die Töne zu treffen“, erklärt Kaufmann, „sondern darum, die Geschichte durch die Musik lebendig werden zu lassen.“ Seine Interpretationen werden oft als hypnotisch beschrieben – ein Beweis für seine Fähigkeit, Emotionen durch die Musik unmittelbar zu vermitteln.
Die Bühnenpräsenz eines Chamäleons
Kaufmanns Stärke liegt nicht nur in seiner stimmlichen Virtuosität, sondern auch in seiner Bühnenpräsenz. Er ist ein Chamäleon, das sich mühelos in jede Rolle einfügt. Ob als heldenhafter Otello, melancholischer Werther oder verführerischer Don Carlo – seine Darstellungen gehen stets unter die Haut.
Seine Interpretation von Verdis „Otello“ gilt als eine der besten seiner Generation. Mit diesem Erfolg hat Kaufmann nicht nur die Opernhäuser von München und London, sondern auch Neapel und Wien erobert. „Otello ist eine meiner schwersten Rollen, aber auch eine der lohnendsten“, sagt Kaufmann, der diese Herausforderung mit Bravour meistert.
Bodenständig trotz Hype
Mit dem Erfolg kam auch der Rummel: Ausverkaufte Vorstellungen, Hysterie bei den Fans und hohe Preise auf dem Schwarzmarkt für Tickets. Doch Kaufmann blieb geerdet. Statt auf Starallüren setzt er auf Nahbarkeit. Geduldig gibt er Autogramme, posiert für Selfies und erklärt mit Engelsgeduld die Technik für perfekte Fotos.
„Ich bin einfach ich selbst“, sagt Kaufmann. Vielleicht ist es genau diese Natürlichkeit, gepaart mit seinem musikalischen Genie, die ihn so faszinierend macht. Selbst bei Meet-and-Greets oder hinter der Bühne strahlt er eine Ruhe aus, die sein Publikum immer wieder beeindruckt.
Vielseitigkeit als Markenzeichen
Kaufmanns musikalisches Repertoire ist beeindruckend breit gefächert. Von italienischen Opern über deutsche Lieder bis hin zu französischen Arien – er meidet jede Art von Schubladendenken. Selbst vor unkonventionellen Projekten schreckt er nicht zurück. Seine „Mein Wien“-Tournee, bei der er Operetten und Wiener Lieder mit augenzwinkerndem Humor interpretierte, zeigte eine ganz neue Seite des Künstlers.
Auch Filmmusik hat er für sich entdeckt, sehr zum Staunen der Kritiker. „Warum nicht?“, fragt Kaufmann, der gerne über den Tellerrand blickt. Für ihn gibt es keine strikten Grenzen zwischen den Genres – Musik ist für ihn ein universelles Mittel, um Menschen zu bewegen.
Rückblick und Ausblick
Trotz seiner überwältigenden Erfolge bleibt Kaufmann ein Mann, der Herausforderungen liebt. Ob als Sänger, Improvisationstalent oder möglicher zukünftiger Intendant – Kaufmann hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht. „Das Wichtigste ist, die Freude an der Musik nicht zu verlieren“, sagt er. Und das gelingt ihm – auf der Bühne, im Studio und in den Herzen seines Publikums.
Jonas Kaufmann hat nicht nur die Opernbühnen der Welt erobert, sondern auch die Vorstellung davon, was ein Tenor sein kann, neu definiert. Seine Karriere bleibt eine fortwährende Inspiration – ein Beweis dafür, dass wahres Können und menschliche Größe Hand in Hand gehen können.