Der Österreicher Josef Zotter ist international bekannt für seine exquisiten Schokoladen, ausgefallenen Geschmacksrichtungen und kreativen Designs. Doch vor dem Erfolg stand ein Problem.
Josef Zotters Traum einer einzigartigen Schokolade
Josef Zotter wird am 29. November 1961 in Feldbach, Österreich, geboren. Beruflich zieht es Zotter später nach nach Wien, dann nach New York, wo er im namhaften Fünf-Sterne-Hotel The Pierre nahe am Central Park arbeitet. Relativ schnell wechselt er in die Patisserie. „Die Gäste mochten meinen Apfelstrudel und meine Sachertorte“, sagte der gelernte Koch, Kellner und Konditormeister einst.
1987 eröffnet Josef Zotter zusammen mit seiner Frau Ulrike ein Kaffeehaus in Graz, indem sie ausgefallene Desserts wie „Hanfschnitten“ oder „Käferbohnenrouladen mit Koriander“ anbieten. Weitere Filialen folgen.
1992 beginnt Josef Zotter in seiner Grazer Konditorei leidenschaftlich handgeschöpfte Schokolade mit interessanten Zutaten-Kombinationen zu produzieren. Einzigartig ist bis heute auch die Form seiner Schokolade: rechteckig und in Schichten gelagert. Doch dann folgt ein Rückschlag, der jedoch zugleich den Anstoß dazu gibt, sich seinen Traum einer einzigartigen und nachhaltig produzierten Schokolade zu verwirklichen.
Insolvenz als Sprungbrett
Im Jahr 1996 muss das Ehepaar Zotter Insolvenz anmelden. Zu wenig Eigenkapital und andere unglückliche Umstände bedeuten das Aus für drei ihrer damals vier Filialen. Das Scheitern wird für Josef Zotter jedoch zu einer der prägendsten Lebenserfahrungen. In einem Interview erinnert er sich an den Zeitpunkt zurück, an dem er seine Zukunft weiter zu planen versuchte. „Schokolade oder Konditorei? Da hat die Uli gesagt: Ja, dann machen wir die Konditorei, weil bei der Schokolade bin ich mir nicht so sicher, ob die wirklich funktioniert. Okay, habe ich zu ihr gesagt, dann machen wir die Schokolade!“
Josef Zotter: Erfinder handgeschöpfter Schokolade
1999 entschließen sich Ulrike und Josef Zotter ganz auf Schokolade zu setzen. Im ehemaligen Stall am elterlichen Hof eröffnen sie die Zotter Schokoladen Manufaktur. Völlig ohne Marketing oder Firmenschild.
Zwei Jahre später beginnt Josef Zotter in Kakao-Anbauländer wie Indien, Nicaragua, Peru, Bolivien, Brasilien und die Dominikanische Republik zu reisen. Er will den Ursprung kennenlernen und sucht den direkten Kontakt zu den dort ansässigen Bauern. Eines seiner Ziele ist es, sowohl die Lebensqualität der Bauern, als auch die Rohstoffqualität zu verbessern.
Im Jahr 2004 führt Josef Zotter schließlich als einer der ersten Schokoladenhersteller weltweit das sogenannte „Bean-to-Bar-Prinzip“ ein. Dies bedeutet, dass die Schokolade von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel selbst hergestellt wird. Die Zotter Schokoladen Manufaktur kauft direkt bei den Kakaobauern ein und setzt sich darüber hinaus auch aktiv für faire Handelsbeziehungen und nachhaltige Anbaumethoden ein.
Von der Bohne zur Schokolade
Zotter Schokoladen durchlaufen einen aufwendigen Herstellungsprozess, der viel Handarbeit und Können erfordert. Die Kakaobohnen werden zunächst geröstet, gemahlen und conchiert, bevor sie später zu Schokoladentafeln oder anderen süßen Kreationen verarbeitet werden.
Über 500 verschiedene Kreationen hat Josef Zotter mittlerweile in seinem Sortiment. Darunter finden sich die ausgefallensten Geschmackskombinationen wie etwa Schokolade mit Käsefüllung oder Mohn-Schokolade.
Zu kleinen Kunstwerken werden die Zotter Schokoladen dank der Handschrift des Art-Designers Andreas H. Gratze. Er hüllt die Schokoladen in kreative Verpackungen mit lustigen oder frechen Titeln wie „Stress Stopper“ oder „Für Schlingel“.
Zahlreiche Auszeichnungen für Josef Zotter
Josef Zotter ist inzwischen international bekannt und hat bereits zahlreiche Auszeichnungen für seine qualitativ hochwertige Schokolade erhalten. Die Marke steht für Innovation, Fairness und Genuss und hat sich als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Schokoladenherstellung etabliert. 2012 wurde Josef Zotter sogar zum besten Schokoladenhersteller der Welt gekürt.
Schokoladenfabrik hautnah erleben
Josef Zotters Schokoladen Manufaktur in Riegersburg (Österreich) hat sich im Laufe der Jahre zu einer beliebten touristischen Attraktion entwickelt und zählt über 220.000 Besucher jährlich. Schokobegeisterte können die Produktionsstätte nicht nur besichtigen, sondern auch an Verkostungen teilnehmen und mehr über den Herstellungsprozess erfahren. Ein essbarer Tiergarten sowie ein Café und Restaurant finden sich ebenso in der „Zotter-Erlebniswelt“ und machen die Schokoladen Manufaktur zu einem idealen Ausflugsziel.
Von der Pleite zum internationalen Erfolg
Josef Zotter hat sich seinen Traum, trotz Rückschlag, also erfüllt. Sein Sortiment umfasst rund 500 verschiedene Schokoladensorten. Für die Herstellung werden 400 unterschiedliche Bio-Zutaten verwendet, die von ca. 240 Mitarbeitern am Standort Riegersburg sowie von 20 Mitarbeitern im Tochterunternehmen in Shanghai verarbeitet werden. Insgesamt hat sich Josef Zotter 4.000 Vertriebsstellen weltweit aufgebaut. Der Umsatz im Jahr 2021 betrug laut eigenen Angaben 29 Millionen Euro. Nicht nur sein Traum einer einzigartigen Schokolade, auch sein Konzept der Nachhaltigkeit hat Früchte getragen. Mittlerweile ist das Unternehmen BIO- und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme)-zertifiziert und Mitglied der WFTO (World Fair Trade Organization).
Josef Zotter, ein selbsternannter Chaot und Querulant, der mit innovativem Denken und Hartnäckigkeit ein erfolgreiches Schokoladenimperium aufgebaut hat.