


Wer zählt zu den großen Aufsteigern aus unternehmerischer Sicht? Gewinner.de stellt 4 namhafte Persönlichkeiten vor.
Firmenwechsel des Jahres: Björn Gulden
Im November 2022 sorgte Björn Gulden für großes Aufsehen. Wieso? Mit dem Wechsel seiner Schuhmarke tauschte er zugleich auch den Chefsessel. Von Puma zu Adidas. Ein gewagter Schritt. Denn die Rivalität zwischen den beiden Sportmarken ist groß. Und geschichtsträchtig.
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Im Jahr 1919 gründen die Brüder Rudolf und Adolf Dassler ihre erste Schuhfabrik im idyllischen deutschen Herzogenaurach. Es läuft gut, bis die ersten Spannungen und Streitigkeiten beginnen, die sie letztlich entzweien sollten. Adolf gründet Adidas, Rudolf versucht mit Puma sein Glück. Es ist der Startschuss für einen der größten Konkurrenzkämpfe der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Eine Rivalität, die unter dem Titel „Duell der Brüder“ sogar verfilmt wurde. Diese Rivalität ist auch heute nach wie vor ungebändigt.
Gulden, der seit 2013 für Puma an der Front stand, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, dem Erzfeind Adidas wieder zu mehr Umsatz zu verhelfen. Die Corona-Pandemie, Einbrüche im China-Geschäft und ein angekratztes Image (Kanye West-Skandal) sollen wieder wettgemacht werden. Der 57-jährige gebürtige Norweger wusste bereits Pandora und auch Puma finanziell wieder auf Schiene zu bringen. Ob ihm derselbe Erfolg auch bei Adidas gelingt, bleibt abzuwarten.
Für Gulden selbst ist der Wechsel jedenfalls ein Karrieresprung: vom drittgrößten zum zweitgrößten Sportartikelhersteller weltweit. Weit siedeln musste er übrigens nicht. So befinden sich beide Stammsitze nur einen Steinwurf voneinander entfernt, in Herzogenaurach.
Aufstieg des Jahres: Oliver Blume
Der 1968 in Braunschweig geborene Oliver Blume hat es geschafft. Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat ihn im September 2022 zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Konzerns befördert. Und der promovierte Maschinenbau-Ingenieur, der bereits seit 1994 Teil des VW-Konzern ist, hat einiges vor. „Mehr Offroad, mehr Individualität, weniger Volumen.” Plus: „Die beiden Marken Audi und Porsche eigenständiger machen.”
Bemerkenswert: Blume ist nun nicht nur Porsche-Chef, sondern auch Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und somit der einzige Manager, der an der Spitze von gleich zwei am DAX notierten Unternehmen steht. Sein Werdegang ist makellos.
Im Jahr 1987 absolviert Blume sein Abitur, 1994 legt er sein Diplom zum Maschinenbau-Ingenieur ab. Über das internationale Traineeprogramm der Audi AG steigt er unmittelbar danach in die Automobilbranche ein. Zunächst fungiert er als Planer für Karosseriebau und Lackiererei.
Schon drei Jahre später übernimmt Blume die Leitung des Karosseriebaus des Audi A3. 2001 promoviert er an der Tongji Universität Shanghai und wird zum Vorstandsassistent der Audi AG berufen. Ab 2003 leitet er standortübergreifend die Audi Pilothallen, 2004 erfolgt der Wechsel zu SEAT in Barcelona, wo er als Leiter der Planung und des Vorseriencenters ist. 2009 leitet er die Produktionsplanung für die Marke Volkswagen, übernimmt 2013 den Vorstand für Produktion und Logistik der Porsche AG in Stuttgart und wird dort 2015 zum Vorstandsvorsitzenden berufen.
Ein Aufstieg wie im Bilderbuch und daher ein klarer Gewinner im Jahr 2022.
Macherin des Jahres: Miriam Wohlfahrt
Miriam Wohlfahrt zählt zu den führenden Fintech-Unternehmerinnen in Europa. Ende April 2022 wurde die Gründerin von Ratepay und Banxware zum Mitglied des TX Ventures Investment Committees ernannt. Und damit zählt sie zu den Gewinnern des Jahres. Die 52-Jährige hat fast 20 Jahre Erfahrung im Online-Payment und Vertrieb.
2009 gründet sie den Zahlungsdienstleister RatePAY, dem mittlerweile über 200 Mitarbeiter angehören. Damit trägt sie unmittelbar zu neuen Entwicklungen in der Payment-Industrie bei. Doch sie geht noch einen Schritt weiter. Mit ihrem zweiten Unternehmen, Banxware, revolutioniert die Deutsche den Lending-Bereich. Wie? Indem es Plattformen nun ermöglicht wird, bankenähnliche Geschäfte zu offerieren.
Wohlfahrt kennt ihre Ziele. In der Position als Geschäftsführerin verantwortet sie erfolgreich die Bereiche Vertrieb und Marketing. Erfahrung sammelt sie in internationalen Unternehmen wie etwa der Royal Bank of Scotland.
Ein besonders großes Anliegen ist ihr die Förderung von Startups. Als Business-Angel investiert sie in frisch gegründete Unternehmen. Neben ihrer Mitgliedschaft im FinTechRat des Bundesministeriums der Finanzen sowie im Bitkom-Präsidium ist Wohlfahrt außerdem noch Vorstandsvorsitzende des Beirates Junge Digitale Wirtschaft des BMWi, Gesellschafterin bei Startup Teens und Aufsichtsrätin bei der Talentsconnect AG. In der Wirtschaftswoche publiziert sie laufend Kolumnen und durch Initiativen wie die Hacker School versucht sie, Kinder für die Digitalisierung zu begeistern.
Eine echte Macherin und daher im Ranking der Gewinner 2022.
Eroberin des Jahres: Jeannette zu Fürstenberg
Sie hat sich in der von Männern dominierten Gründerszene durchgesetzt und gehört zu den wenigen prominenten Frauen im Startup-Bereich. Die adelige Dr. Jeannette zu Fürstenberg erfährt Ansehen und Anerkennung gleichermaßen.
Als Gründungspartnerin von La Famiglia VC, einem europäischen Risikokapitalfonds mit Sitz in Europa, investiert die 40-jährige Deutsche in Technologieunternehmen, die sich noch in der Startphase befinden.
Nach ihrer Tätigkeit in einem großen deutschen Investmentfonds ist zu Fürstenberg seit 2013 als Mitgründerin, Investorin und Beraterin im Ökosystem von Startups aktiv. Einen besonderen Fokus legt die Nachfahrin einer deutschen Industriellenfamilie (Krohne Messtechnik in Duisburg) auf die Förderung der Zusammenarbeit zwischen jungen digitalen Entrepreneurs und etablierten Unternehmen. Zu diesem Thema promovierte sie auch nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der TU Berlin.
Bemerkenswert ist, dass aus jenen Unternehmen, in die zu Fürstenberg investiert, wahre Einhörner werden (Start-up-Unternehmen mit einer Bewertung von über 1 Mrd. US-Dollar oder Euro, deren Anteile nicht an der Börse gehandelt werden). Und das ist der 4-fach Mutter zu verdanken, die als „analytisch-scharfsinnige Geldgeberin“ und begnadete Networkerin gilt.
Eine ambitionierte Eroberin und daher in der Liste der Gewinner 2022.