Wo es Verlierer gibt, da gibt es auch Gewinner. Das ist auch im Hinblick auf den Russland-Ukraine-Krieg nicht anders. Zumindest aus finanzieller Sicht. So hat der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall im letzten Jahr satte Gewinne verbuchen dürfen. Die Aktie hat um rund 84 Prozent zugelegt. Die Nachfrage nach Rüstung ist enorm gestiegen und Analysten sehen einen Aufschwung, der noch viele weitere Jahre anzuhalten scheint.
Laut eigenen Aussagen hat der in Düsseldorf ansässige Rüstungskonzern Rheinmetall seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges 1.200 neue Mitarbeiter eingestellt. Das Unternehmen wächst. Und zwar in allen Bereichen. So ist der Bau einer neuen Fabrik in Ungarn bereits im Gange, in Spanien schluckt Rheinmetall einen Munitionshersteller. Prognostiziert wird ein Umsatzwachstum von bis zu 20 Prozent jährlich.
Imagewandel als Vorteil
Vom Vorwurf, man unterstütze den Krieg durch Waffenlieferung, will Rheinmetall freilich nichts wissen. Auch als „Kriegsgewinner” sehe man sich nicht. Vielmehr verstehe sich der Rüstungskonzern als „Krisenhelfer”, wie auch Vorstandschef Armin Papperger gerne unterstreicht. So helfe man unter anderem der deutschen Bundeswehr durch die Belieferung von Rüstungsgütern aus schlechten Zeiten und trage damit aktiv dazu bei, eine Abhängigkeit vom Ausland ausschließen zu können.
Trotz heimischer Geschäftsaktivität – der Fokus liegt seit Jahren auf dem Exportgeschäft. Dieses umfasst beinahe zwei Drittel des Umsatzes, ist jedoch auch unmittelbar an Entscheidungen der deutschen Bundesregierung geknüpft. Denn für die Auslieferung von Rüstungsgütern bedarf es in der Regel diverser Genehmigungen durch die Regierung. Und diese wiederum ist mit einer zwiespältigen Haltung bremsend. Zum einen unterstützt Deutschland die Waffenlieferungen an die Ukraine, zum anderen will sich der Staat, so wie auch Rheinmetall, nicht als Kriegsunterstützer schimpfen lassen.
Neue Fabrik in der Ukraine
Weniger um sein Image bedacht ist man in der Ukraine. Eine ausgeweitete Unterstützung durch Rheinmetall ist durchaus willkommen und befindet sich in der Verhandlungsphase. So benötigt die Ukraine für einen Sieg gegen den Erzfeind Russland bis zu 800 Panzer. Diese könnten auf ukrainischem Terrain vielleicht schon bald in einem etwa 200 Millionen Euro teurem neuen Rheinmetall-Werk entstehen.
In Zusammenhang mit dem neuen Werk wäre eine jährliche Kampfpanzer-Produktion des Typs „Panther”, dem modernsten der Welt, von bis zu 400 Stück denkbar. Bedenken in Bezug auf russische Angriffe habe man nicht, erklärt Papperger. So sei man gut vorbereitet und durch eine Flugabwehr entsprechend geschützt.
Die deutsche Bundesregierung zeigt sich dem Vorhaben gegenüber zurückhaltend. Der Bau müsse erst genehmigt werden und würde mindestens 2 Jahre in Anspruch nehmen. Papperger hingegen bleibt entschlossen und zuversichtlich.
Zwei wichtige Vorteile
Mit dem durchgesetzten Bauvorhaben würde Rheinmetall mit der Ukraine einerseits einen Großkunden an Land ziehen, andererseits würde das deutsche Rüstungsunternehmen auch seine Präsenz ausweiten und als Universalanbieter mitmischen. Denn bisher war Rheinmetall auf die Herstellung von geschützten Fahrzeugen und Munition reduziert worden. Herausragend ist vor allem jedoch auch die Stellung, die Rheinmetall hinsichtlich diverser Abwehrsysteme einnimmt. Diese hat Monopol-Charakter.
Kriegsende ist vorerst nicht in Sicht
Experten prognostizieren einen noch jahrelang anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Der Kampf und das Geschäft im Bereich der Rüstungsindustrie werden auch in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Börsenaufstieg
Zu Kriegsbeginn im Februar 2022 stieg der Kurs rasant an. Mittlerweile hat sich der Börsenwert von Rheinmetall im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Das bedeutet, das Unternehmen könnte höchstwahrscheinlich in die DAX-Liste der 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands aufsteigen. Zu verdanken ist das auch der Tatsache, dass der Industriegase-Konzern Linde, übrigens auch DAX-Gründungsmitglied im Jahre 1988, die Frankfurter Börse inzwischen verlassen hat und sich aufgrund des großen Erfolges ausschließlich in den Vereinigten Staaten von Amerika listen lässt.