Nikolaus von Bomhard: Führungsstärke in der Versicherungsbranche
Uschi Bornemann
18. Dez. 2024
Lesezeit: 5 Min
18. Dez. 2024
/
Lesezeit: 5 Min
Guido Krzikowski/Bloomberg via Getty Images
Inhaltsverzeichnis:
Nikolaus von Bomhard: Führungsstärke in der Versicherungsbranche
Uschi Bornemann
18. Dez. 2024
Lesezeit: 5 Min
18. Dez. 2024
/
Lesezeit: 5 Min
Guido Krzikowski/Bloomberg via Getty Images
Nikolaus von Bomhard prägte die Versicherungsbranche über Jahrzehnte. Als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Münchener Rück setzte er Maßstäbe in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ethischer Unternehmensführung. Seine Karriere ist ein Beispiel dafür, wie langfristiges Denken und klare Prinzipien den Erfolg eines Unternehmens sichern können.
Nikolaus von Bomhard und sein prägender Führungsstil
Nikolaus von Bomhard führte die Münchener Rück von 2004 bis 2017 durch eine Zeit enormer Veränderungen. Dabei war sein Führungsstil geprägt von Bescheidenheit, Klarheit und einer konsequenten Ausrichtung auf Werte. Er scheute sich nicht, klare Positionen zu beziehen und gegen populäre Trends anzutreten.
Als sich etwa der Verzicht auf Krawatten in der Geschäftswelt verbreitete, betonte er, dass Professionalität wichtiger sei als Moden. „Wir treten unseren Kunden mit Krawatte gegenüber, wenn sie es erwarten. Das ist selbstverständlich“, erklärte er.
Seine Grundhaltung, bei Entscheidungen alle Interessen sorgfältig auszubalancieren, unterschied ihn von vielen anderen Führungskräften. Er kritisierte das reine Shareholder-Value-Denken und betonte stets, dass der langfristige Erfolg eines Unternehmens von einer ausgewogenen Berücksichtigung aller Stakeholder abhängt. Für ihn standen die Interessen von Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft gleichberechtigt neben denen der Aktionäre.
Nachhaltigkeit als Kernstrategie von Nikolaus von Bomhard
Nikolaus von Bomhard erkannte früh, welche zentrale Rolle der Klimawandel für die Versicherungsbranche spielt. Unter seiner Führung entwickelte die Münchener Rück innovative Lösungen, um Risiken im Zusammenhang mit Naturkatastrophen besser zu bewerten und abzusichern.
Gleichzeitig investierte das Unternehmen verstärkt in erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte. „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Verantwortung“, betonte von Bomhard in vielen Interviews.
Besonders beeindruckend war seine Bereitschaft, in diesem Bereich auch gegen mächtige Institutionen wie die Europäische Zentralbank (EZB) Stellung zu beziehen. Er scheute sich nicht, auch kontroverse Positionen zu vertreten. Besonders deutlich kritisierte er die Nullzinspolitik der EZB und wies auf die langfristigen Gefahren hin, die sie für solide Risikobewertungen und das Geschäftsmodell von Versicherungen mit sich bringen könnte.
Die Digitalisierung vorantreiben
Während seiner Amtszeit setzte Nikolaus von Bomhard auf die konsequente Digitalisierung der Münchener Rück. Die Einführung von Big Data und künstlicher Intelligenz in die Risikobewertung waren Meilensteine seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender.
Er betonte jedoch, dass technische Innovationen allein nicht ausreichen. „Der Kulturwandel im Unternehmen ist ebenso entscheidend“, sagte er und legte großen Wert darauf, die Belegschaft aktiv in den Wandel einzubinden.
Die Digitalisierung brachte der Münchener Rück erhebliche Effizienzgewinne und verbesserte die Kundenorientierung. Gleichzeitig war von Bomhard bewusst, dass Innovationen immer auch Risiken bergen. Er forderte von seinen Teams eine präzise Umsetzung und betonte: „Wenn es um Milliardenbeträge geht, darf die Fehlerquote null sein.“
Guenter Schiffmann/Bloomberg via Getty Images
Moralische Verantwortung in der Wirtschaft
Nikolaus von Bomhard machte sich auch als Verfechter ethischer Unternehmensführung einen Namen. Er kritisierte öffentlich überhöhte Managergehälter und sprach sich dafür aus, dass Boni in Verlustjahren nicht ausgezahlt werden sollten. „Wer Verlust macht, hat keinen Bonus verdient“, stellte er klar und lebte diese Haltung konsequent vor.
Unter seiner Leitung gehörte die Vergütung des Vorstands der Münchener Rück zu den zurückhaltendsten im DAX. Diese bewusste Maßnahme spiegelte seine Überzeugung wider, dass verantwortungsbewusste Unternehmensführung auch bei der Entlohnung von Spitzenkräften Maß und Mitte erfordert.
Seine Bescheidenheit spiegelte sich auch in seinem persönlichen Verhalten wider. Nikolaus von Bomhard war bekannt dafür, mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren oder im Smoking mit dem Fahrrad zur Oper zu kommen. Für ihn war dies keine Anpassung an den Zeitgeist, sondern eine praktische Entscheidung: „Das Fahrrad ist das mit Abstand schnellste Verkehrsmittel von mir zu Hause ins Büro.“
Nikolaus von Bomhard hatte auch zu kämpfen
Unter der Leitung von Nikolaus von Bomhard navigierte die Münchener Rück durch einige der schwierigsten Zeiten der modernen Versicherungsbranche, darunter die Finanzkrise 2008. Er warnte früh vor den Risiken eines überhitzten Finanzmarktes und zeigte, wie wichtig eine solide Kapitalbasis ist. Diese Strategie bewahrte das Unternehmen vor größeren Schäden und sicherte seine langfristige Stabilität.
Auch nach seinem Wechsel in den Aufsichtsrat der Münchener Rück blieb Nikolaus von Bomhard eine wichtige Persönlichkeit in der deutschen Wirtschaft. In seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der DHL Group brachte er seine Expertise gezielt ein und setzte sich weiterhin für nachhaltige und zukunftsorientierte Unternehmensstrategien ein.
Eine inspirierende Karriere
Die Karriere von Nikolaus von Bomhard zeigt, wie wichtig langfristiges Denken und klare Prinzipien in der Unternehmensführung sind. Er bewies, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen können. Mit seinem Fokus auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ethischer Verantwortung setzte er Maßstäbe, die über die Versicherungsbranche hinausreichen. Sein Einfluss wird auch in den kommenden Jahren spürbar bleiben.